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Familienverband
der
Weinsberger Häberlen
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Nachrichtenblatt Nr.4 Juni 1952

Mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen seit dem Erscheinen des letzten Nachrichtenblattes vom April 1941. Es wurde zwar im Jahr darauf noch einmal der Versuch gemacht, wenigstens die neu angefallenen Veränderungen des Familienstands zusammenzustellen und bekannt zu geben, aber er mußte aus den sich aus den Zeitverhältnissen ergebenden techn. Gründen aufgegeben werden. Seitdem hat sich das Gesicht der Welt von Grund aus gewandelt, und es ist wohl unter unseren Familien kaum eine, deren Bestand oder wirtschaftliche Lage vom Krieg und seinen Folgen verschont geblieben wäre. Allein schon eine Liste unserer Kriegsopfer spricht in dieser Hinsicht eine erschrecklich deutliche Sprache. Das Verzeichnis wäre sicher viel länger, wenn sämtliche Verluste aufgezählt werden könnten. Leider war es nicht möglich,' von allen sieben Linien unserer Sippe Verzeichnisse der Kriegsopfer und der Änderungen im Familienstand zu bekommen. Die Willsbacher Linie z.B. , die an Sippengenossen zahlreichste, weil älteste, hat auf die wiederholte dringende Bitte um Unterlagen für unseren Bericht überhaupt nicht geantwortet. Auch sonst konnten wir uns bei dem Versuch, die alten Fäden wieder anzuknüpfen, dem leidigen Eindruck nicht verschließen, daß das Interesse am Familienverband bedenklich nachgelassen hat. Es hat den Anschein, daß seine Bestrebungen von manchen als eitle Spielerei und als Steckenpferd einiger weniger angesehen werden. Dieser Standpunkt mag zum Teil darin seinen Grund haben? daß der Verband so lange nichts von sich hat hören lassen, so daß der Schein entstehen konnte, als wäre er allmählich eingeschlafen. Noch viel mehr jedoch dürfte

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diese Gleichgültigkeit gegenüber Familiensinn und verwandtschaftlicher Solidarität als eine zeitbedingte Erscheinung angesehen werden. Damals, als unser Verband gegründet wurde und die Familientage in Weinsberg und Stuttgart sich von allen Seiten einer regen Beteiligung erfreuten, war das Leben und das allgemeine Lebensgefühl sorgloser und ausgeglichener als jetzt. Heute ist das Leben für viele ein aufreibender Kampf ums Dasein und eine nervenzermürbende, Hetze, so daß die Pflege der mehr ideellen Werte zu kurz kommen muß. Da ist es zu verstehen, daß es Leute gibt, die sagen: "Ich habe genug mit mir und meiner eigenen Familie zu tun und kann mich nicht auch noch um die weitere Verwandtschaft kümmern, von der ich doch nichts habe." Daß aber diese ablehnende Einstellung zum Sippengedanken. nicht zwangsläufig ist und daß es auch in unseren Tagen noch Menschen gibt, die diese Verbandsmüdigkeiten und Ohne-mich-Stimmung nicht teilen, sondern sich trotz allem noch Familiensinn, Solidaritätsgefühl und Pietät gegenüber den Ahnen gewahrt haben, das beweisen eine ganze Reihe anderer schwäbischer Familienverbände, deren Mitglieder auch nicht auf Rosen gebettet sind und die bereits wieder ihre regelmäßigen Tagungen halten und mit Stolz in der Presse berichten, wie zahlreich diese von Sippengenossen der verschiedensten Stände und Berufe besucht.worden sind. Wir hoffen, daß diese Gesinnung doch auch noch in manchen unseres Stammes lebendig ist. Im Vertrauen auf dieses "Fähnlein der Aufrechten" wagen wir es, nach einer Pause von 15 Jahren auf 6. Juli 1952 wieder zu einem Familientag nach Stuttgart einzuladen. Den willkommenen Anlaß dazu gibt uns der bevorstehende Besuch, eines Vetters aus Amerika, dessen treue Anhänglichkeit und großzügige Opferwilligkeit sich in den Notjahren durch.eine Fülle von Liebesgabenspenden an gar viele. Verwandte glänzend bewährt hat. Es ist das Gottlob Haeberlen aus Ann Arbor in Michigan/USA- (S. 107 X 75). lieben Vetter wird es bestimmt freuen, wenn er sieht, daß auch die Häberlen in seiner alten Heimat zusammenhalten und ihm für seine treue Hilfsbereitschaft dadurch danken, daß sie, um ihn zu sehen, recht zahlreich erscheinen.

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Besonders erwünscht ist, daß auch die junge Generation möglichst zahlreich vertreten ist. Überhaupt gilt es nunmehr, die Jugend unserer Familie für den Verband zu gewinnen. Von den ursprünglich,40 Mitgliedern sind 10 mit Tod abgegangen. Der Verband bedarf daher dringend der Verjüngung. Ein zu diesem Zweck nicht zu unterschätzendes Werbemittel ist zu unserem schmerzlichen Bedauern dem Kriege zum Opfer gefallen: das Familienbuch. Der ganze Bestand, soweit er noch nicht abgesetzt war, ist bei einem Luftangriff auf das wehrlose Stuttgart vernichtet worden. Dieser Verlust ist vorläufig nicht zu ersetzen und bedeutet auch für unsere Kasse einen namhaften Ausfall. Eine Neuauflage, die auf den neuesten Stand zu bringen wäre, sollte im Auge behalten werden, wenn sie auch in absehbarer Zeit nicht in Angriff genommen werden kann. Auch Weinsberg die Wiege unser es Geschlechtes, ist bei den Kämpfen im Frühjahr 1945 schwer betroffen worden. Dem Brand des Rathauses sind die alten Akten, eine wertvolle Quelle der Familienforschung zum Opfer gefallen, und ebenso ein Wahrzeichen ganz eigener Art. Im 18. Jahrhun- dert wurden' rings um die altehrwürdige Linde, unter der im Bauernkrieg an Ostern 1525 die gefangenen Ritter durch die Spieße der wütenden Bauern gejagt worden waren, eine Reihe steinerner Säulen errichtet, die den Namen und das Wappen eines Ratsherrn trugen. Da diese Gedenksteine mit der Zeit verwittert und die Namen unleserlich geworden waren, hatte die Stadt diese Zeugen stolzen Bürgersinns von einem Kunstbildhauer wieder in Stand setzen lassen. Eine dieser Säulen trug den Namen unseres Ahnen, des Beckenzunftmeisters und Gerichtsverwandten Jacob Friedrich Häberlin, 24.4.1709 - 15.4.1785 (S. 46 V 3). Hätten diese Säulen den Krieg überdauert, so wären sie an der Stelle der alten aufgestellt worden, so daß an dieser denkwürdigen Stätte auch unser Name "verewigt" worden wäre. Aber auch diese Erinnerungszeichen an Weinbergs Vergangenheit wurden ein Opfer des Krieges.

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Zur Ahnentafel

Im letzten Jahrzehnt war die Ahnenforschung durch den Krieg und seinen Folgen stark behindert. Unser letzter Nachtrag findet sich im Nachrichtenblatt Nr.3 vom April 1941 Seite 7 - 13. Leider ist bei den Angaben Seite 11 ein Versehen unter- laufen, das richtiggestellt werden muß. Auf Grund einer falschen Angabe des Kirchenregisteramtes haben wir be hauptet, die Anna Barbara Stöcklin, die am 12.8-1732 den schon erwähnten Beckenzunftmeister und Gerichtsverwandten Jacob Friedrich Häberlin geheiratet hat (S.46 V 3), stammen von der Anna Maria Schmidlin, Tochter des Ober kanzellisten Johann Christian Schmidlin ab. Nun war aber der Vater der Anna Barbara Stöcklin, der Bürgermeister Hans Sebastian Stöcklin In Leonberg (geb. 4.10.1633) dreimal verheiratet, in zweiter Ehe mit der fälschlicher weise als Mutter der Anna Barbara Stöcklin angenommenen Anna Maria Schmidlin, in dritter Ehe (20.11..1688) mit der Katharina Elisabetha Wogau, getauft ih Biberach 7.7.1657, Tochter des Johann David Wogau, Geschlechter (= Patrizier) und Rittmeister in Biberach, der 21.9.1614 in Halle a.d. Saale geboren und 1682 (1684,?) gestor- ben ist. Dessen Eltern waren Johann David Wogau (5.5. 1582 - l0.l0.1636), Achtermann in Halle a.d. Saale, verheiratet (13.10.1606 in Frankfurt a.d. Oder) mit Katharina von der Strassen, gestorben in Halle. Die weiteren Vorfahren sind bis ins 15. Jahrhundert als Ratsherren in Halle nachgewiesen (s. Gotha, Briefade 1 1912). Bemerkenswert ist, daß ein Pate der Katharina Elisabetha Wogau der Obrist Conradt Widerhold war, der heldenhafte Verteidiger des Hohentwiels. Die Frau des Johann David Wogau war Helena Lay, Tochter des Biberacher Bürgermeisters Johannes Lay (11.10.1585 12.11.1659) und seiner Ehefrau Elisabetha Fünklin (Funk). Lay hat sich während des 30jährigen Krieges um seine Vaterstadt sehr verdient gemacht. Wegen seines evang. Glaubens wurde er als Geisel zweimal gefangen genommen. Unter den Württ, Bildnissen der Universität Tübingen findet sich auch sein Stahlstich. Auf diesem hat der

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Kaiserl. gekrönte Poet Ludwig Faber den Mann durch folgende Verse gekennzeichnet ##So war der Ehrengreis in Biberach zu schauen,/ der für Altar und Herd hat Gut und Blut gewagt,/ der seinen Gott geliebt, der ihm nie Hilf' versagt.---/Man kennt dem Sprichwort nach den Leuen (Lay) an den Klauen." Die Lay gehören zu den evang. Patriziergeschlechtern in Biberach, die Söhne von Johannes nannten sich um 1685 von Lay oder von Löw. Einer anderen Ehe des Johannes Lay entstammen eine Reihe von bekannten Persönlichkeiten die sich auf dem Gebiete der Dichtung, Wissenschaft und Politik ausgezeichnet haben. Sie sind katholisch und z.T..Säulen des Zentrums, wie z.B. der Justizminister und Reichtagspräsident Frh.v. Buhl und Graf Hertling (Reichskanzler 1918). Der Glaubenswechsel kommt daher, daß eine Familienangehörige, Sophie Gutermann, die Jugendliebe Wielands, den katholischen Frank von Lichtenfels, gen. La Roche, geheiratet hat. Ihre Tochter Maximiliane, verehelichte Brentano, wurde die Mutter von Clemens und Bettina Brentano und die Stammmutter vieler durch Geist hervorragender Männer und Frauen.

August Häberlen Tübingen Eugen Kreeb, Stuttgart

Unsere Kriegsopfer

Der unselige Krieg, der das Deutsche Volk und Land tödlich getroffen hat, hat auch der Familie Häberlen überaus schmerzliche Wunden geschlagen. Die lange Reihe unserer Kriegsopfer ist erschütternd und versetzt uns in tiefe Trauer. Mit den Angehörigen dieser Kriegsopfer fühlt sich unsere ganze Familie in herzlicher Teilnahme aufs engste verbunden. Im einzelnen:

Gefallen oder infolge des Kriegs gestorben sind:

 

S o n s t i g e s
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Eine ehrenvolle Anerkennung ist Vetter Karl Häberlen in Gaildorf zuteil geworden. Seine Brauerei, die im September 1951 ihr 75 jähriges Bestehen feiern konnte, hat bei dem internationalen Preiswettbewerb, der für die Süddeutschen

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Brauereien im Januar 1952 in Luxemburg stattfand, für ihr "Gaildorfer Spezialbier" ein Diplom und goldenes Ehrenkreuz erhalten. Wir gratulieren dem also Prämierten, dem es unter schärfster Konkurrenz gelungen ist, von einer neutralen internationalen Stelle in dieser Weise ausgezeichnet zu werden. Unser herzlicher Glück- und Segenswunsch gilt auch Vetter Karl Häberlen und seiner Frau Luise geb. Braun, die am 20.3.1952 in Weinsberg die goldene Hochzeit feiern durften.

Abrechnung vom 1.4.1941-1.4.1952
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I. Einnahmen:

 

Aus der vorangegangenen Abrechnung ist für jeden leicht ersichtlich, daß unsere Kasse so gut wie leer sein wird, wenn die Nachrichtenblätter vervielfältigt und verschickt sind. Dies kommt zu einem großen Teil daher, daß eine Anzahl unserer Mitglieder mit der Zahlung ihrer Beiträge im Rückstand sind. Zu einem gewissen Grad ist es vielleicht auch darauf zurückzuführen, daß es den Anschein hatte, als sei die Verbandsarbeit zum Erliegen gekommen, was auf verschiedene durch die Kriegsfolgen hervorgerufenen Mißstände zurückzuführen ist. Im März 1950 wurde aber, zugleich mit der Bitte um Mitteilung der
Veränderungen im,Familienstand, gebeten, wieder die regelmäßigen Beitragezahlungen zu leisten. Leider wurde aber unsere Bitte, sowohl was die Beiträge als auch die Mitteilungen anbetrifft, von einem großen Teil der Mitglieder nicht beachtet. Anstatt neue zu werben, dachten sie anscheinend, sich so ohne weiteres zurückziehen zu können. Das geht bei keinem Verband oder Verein, also auch nicht bei dem unsrigen. In unseren, im August 1938 herausgegebenen Statuten heißt es in § 2-. "Die Mitgliedschaft erlischt durch Tod, Austritt oder Ausschließung. Der Austritt erfolgt durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Vorsitzenden" (Professor August Häberlen, Tübingen, Neckarhalde 55). Die fälligen Jahresbeiträge sind noch zu entrichten."

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In § 7 steht: "Der Mitgliedsbeitrag beträgt jährlich 3,-- IM. Beim Vorliegen besonderer Verhältnisse kann der Beitrag vom Vorsitzenden ermäßigt oder erlassen werden.!' Hierzu ist ein Antrag zu stellen.Im Gegensatz zu jenen Säumigen sei aber an dieser Stelle denen herzlich gedankt, die oft - einige regelmäßig - höhere Beiträge bezahlt und die Veränderungen gerne und teils unaufgefordert mitgeteilt haben. Ihre Zahl ist klein, umsomehr gebührt ihnen unser Dank. Es soll nun noch auf eine etwas unverständliche Ansicht hingewiesen werden. Die Töchter, die sich verheiratet und infolgedessen ihren Namen geändert haben, glauben vielfach, sie gehören nicht mehr zur Familie. Ebenso ist es mitunter auch bei Söhnen.Warum? Was hat das mit dem Namen zu tun? Stehen ihnen etwa die Väter und die Großväter näher als die Mütter und Großmütter? (wenn schon überhaupt ein Unterschied vorhanden sein soll, ist man im Allgemeinen nicht der mütterlichen Seite mehr verbunden?) So sollte man doch erwarten dürfen, daß wenigstens die Enkelsöhne- u. Töchter der Häberlenstöchter sich noch als dazugehörig betrachten, auch wenn sie anders heißen. Um zum Schluß zu kommen: Wir werden hoffentlich erwarten dürfen, daß die rückständigen Beträge von 1950 bis 1952 nun möglichst rasch, spätestens im Laufe des Jahres auf das Konto 34337 des Familienverbandes bei der Städt. Girokasse Stuttgart entrichtet werden.

 

 

 

Der Kassier:    
     
Johanna Häberlen